Linoleum

Bei seiner Erfindung 1860 prophezeiten die Zeitgenossen dem Linoleum eine glänzende Zukunft. Sie sahen in ihm nicht nur einen Bodenbelag, ihre Erwartungen gingen viel weiter: Als Schutzanstrich für Eisen und Hölzer, als wasserfester Klebstoff, ja sogar als Holz-, Elfenbein- und Marmorersatz sollte das neue Material Verwendung finden.

Aber erst die erdölbasierten Kunststoffe des 20. Jahrhunderts konnten diese Erwartungen erfüllen. Diese Kunststoffe waren es auch, die den Niedergang von Linoleum als elastischem Bodenbelag bewirkten. Seit einigen Jahren steigen seine Verkaufszahlen aber wieder.

Moderne Linoleumböden bestehen aus mehreren Schichten

Heute ist Linoleum noch immer als Bahnenware für große Bauprojekte erhältlich. Durch ihre freie Länge ist sie für großflächige Verlegung prädestiniert. Allerdings ist in einem solchen Falle der Untergrund entsprechend vorzubereiten. So muss beispielsweise eine wirksame Trittschalldämmung verlegt werden. Für den Einsatz auf kleineren Flächen eignet sich Linoleum als Bahnenware daher weniger. Eine moderne Alternative für diesen Bereich sind verlegefertige Böden, die aus kleineren, mehrschichtigen Elementen bestehen. Neben der obersten Schicht aus Linoleum bieten sie darüber hinaus die Möglichkeit, eine Trittschalldämmung zu integrieren. In ihre Mittellage kann ein Klick-System gefräst werden. Dadurch wird die leimlose Verlegung, analog zum bekannten Fertigparkett, ermöglicht. Sie kann häufig schwimmend erfolgen und ist auch für Laien ganz einfach durchzuführen.

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Die Herstellung von Linoleum

hochwertige SchleifmaschineDie Entdeckung des Linoleum beruhte auf einem Zufall, darin sind sich zahlreiche Quellen einig. Eigentlich arbeitete der Brite Frederick Walton daran, schnelltrocknende Farben zu entwickeln. Auf der Dose einer Farbe mit Leinölbasis entdeckte er dabei eine gummiartige Schicht oxidierten Öls. Walton entwickelte ein technisches Verfahren zur Oxidation von Leinöl und ließ es 1860 patentieren. Drei Jahre später stellte zum ersten Mal Linoleum her. Auch dieses Verfahren ließ er als Patent auf seinen Namen eintragen.

Das Grundprinzip der Linoleumherstellung hat sich bis zum heutigen Tage nicht grundlegend verändert. Die größte Veränderung besteht in der enormen Verkürzung der Herstellungszeit. Damals wie heute bildet Leinöl die Grundlage für das Linoleum. Es wird zunächst eingekocht und anschließend oxidiert. Dieser Masse werden verschiedene Harze beigemischt. Das Produkt dieses Verfahrens wird Linoleum-Zement genannt.

Die zähe, teigartige Masse des Linoleum-Zements vermischt man anschließend mit Kork- und Holzmehl und verknetet sie. Als Bindemittel wird Kalksteinpulver verwendet, Titandioxid als Weißpigment sowie natürliche Farbstoffe geben der Masse ein bestimmte Farbe. Mit Hilfe beheizter Kalanderwalzen bringt man das Roh-Linoleum anschließend auf ein Trägergewebe auf und verwendet es fest mit diesem. Nach dem „Kalandern“ kommen die langen, ungeschnittenen Linoleumbahnen in riesige Reifekammern. Hier wird das Linoleum zwei bis vier Wochen lang wärmebehandelt und erhält so endgültig die gewünschten Eigenschaften.

Die herausragenden Eigenschaften brachten Erfolg

Aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit, Haltbarkeit und Elastizität setzte sich das vergleichsweise günstige Linoleum schnell am Markt durch. Als 1877 Waltons Patentschutz auslief, begannen auch andere Hersteller mit der Produktion. Für ihre Böden verwendeten sie alle den etablierten Begriff „Linoleum“. Walton hatte ihn nicht als Markenname schützen lassen und scheiterte daher mit dem Versuch einem Konkurrenten seine Verwendung zu untersagen. In den folgenden Jahren konzentrierte er sich deshalb darauf, seine Erfindung weiterzuentwickeln. So begann sein Unternehmen 1878 mit der Produktion von Lincrusta-Tapeten, wodurch Linoleum zu einer Wandverkleidung mit aufwändigen Dekors wurde. 1890 präsentierte er eine marktreife maschinelle Technik um Linoleum farblich zu gestalten. Beim Straight-Line-Inlaid-Verfahren schnitt man Musterungen aus verschiedenfarbigen Bahnen aus, legte sie wie ein Mosaik zusammen und fügte sie mittels Druck und Hitze dauerhaft und verschleißfest zusammen.

Linoleum-Design – Erstaunlich vielseitig

hochwertige SchleifmaschineBesonders in Deutschland entwickelte sich seit 1900 ein sehr moderner Ansatz zur Gestaltung von Linoleum-Böden. Namhafte Gestalter wie Peter Behrens oder Heinrich Vogeler entwarfen für deutsche Linoleum-Werke sogenannte „Künstlermuster“ für ihre Produkte. Die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Linoleum-Industrie blieb aber bis in die 1960er Jahre die massenhafte Verlegung von Linoleum als Strapazierfußboden in öffentlichen Räumen. Für die Verlegung in Verwaltungsgebäuden, Krankenhäusern und Schulen verwendete man dabei meist einfarbiges Linoleum in schlichten und wenig interessanten Farben.

Das Aufkommen der sehr viel preisgünstigeren und pflegeleichteren PVC-Böden führte ab Mitte der 1960er Jahre zu massiven Produktionsrückgängen. Viele namhafte Hersteller gingen in Konkurs oder verlegten sich auf die Produktion anderer Bodenbeläge. Bereits in den Jahrzehnten zuvor war der Markt für Linoleum von strikten Preisabsprachen und Kartellen geprägt gewesen. Nun setzte zusätzlich eine starke Konzentrationsbewegung ein. Heute gibt es weltweit nur noch drei Unternehmen, die Linoleum herstellen.

Seit den 1980er Jahren steigen die Verkaufszahlen von Linoleum wieder an. Als Naturprodukt erlebt das früher so verschmähte Linoleum einen neuen Aufschwung. Und dank neu entwickelter Versiegelungen entällt sogar das, was früher untrennbar mit diesem Boden verbunden war: Das regelmäßige Bohnern.

Wieso findet man Linoleum so häufig in Krankenhäusern ?

Wieso ist Linoleum besonders hygienisch?

Grundlage von Linoleum ist oxidiertes Leinöl. Die Reaktion des Leinöls mit der umgebenden Luft endet praktisch niemals komplett. Als Nebenprodukt enstehen dabei geringe Mengen verschiedener Aldehyde.

Diese Aldehyde werden bei Linoleum-Boden an der Oberfläche ausgeschieden. Sie wirken leicht fungizid und bakteriostatisch, hemmen also das Wachstum von Pilzen und Bakterien. Daher wird Linoleum bevorzugt in Gebäuden mit erhöhten Hygieneanforderungen verwendet, zum Beispiel in Krankenhäusern.