Die Fichte – Weihnachtsbäume in Deutschland sind nur dem Namen nach Tannenbäume. In Wirklichkeit sind es meist Fichten, die mit ihrem harzig duftenden Immergrün die alte Symbolik von Treue, Reinheit und Wohlergehen in unsere weihnachtlichen Stuben trugen.
Zahlreiche Märchen, wie z.B. „Hänsel und Gretel“ oder „Rotkäppchen“ spielen im finsteren, undurchdringlichen Fichtenwald. Doch auch Diebe und andere zwielichtige Gestalten brachte man mit der Fichte in Verbindung – in der Gaunersprache bedeutet „einen in die Fichten führen“ soviel wie „jemanden hinters Licht führen“. 2008 entdeckten Wissenschaftler in Schweden eine Fichte, deren Alter sie auf 9.500 Jahre datierten – damit ist eine Fichte der älteste lebende Baum der Welt. Selbst widrige klimatische Umstände hat sie dank ihres Vermögens, aus dem Wurzelstock immer neue Stämme austreiben zu können, überlebt.
Botanik und Verbreitung der europäischen Fichte
Die Gemeine Fichte (Picea Abies) ist ein immergrüner Nadelbaum, gehört zur Familie der Kiefernartigen (Pinaceae) und umfasst ca. 40 Arten. Abgesehen von Mittel- und Südeuropa besiedelt sie den Norden von Skandinavien bis Sibirien, wo sie überwiegend in Reinbeständen vorkommt. Fichtenholz aus den skandinavischen Ländern wird oftmals auch als Nordische Fichte genannt. In den deutschen Mittelgebirgen steigt die Fichte bis in Höhen von 1400 m auf, in den Alpen sogar bis 1800 m. Aus unserer Landschaft ist sie nicht mehr wegzudenken, denn sie ist der Nadelbaum, der nach der großen Rodungsperiode und Waldzerstörung durch Kohlenbrenner und Glashütten großflächig angepflanzt oder gesät wurde. Bundesweit beträgt der Flächenanteil der Fichte 32,8% und ist eine der wichtigsten Baumarten für die Forstwirtschaft, was der Fichte auch die Bezeichnung „Brotbaum“ eintrug.
Reinkulturen werden heute nur noch selten gepflanzt, da sie gegenüber Schädlingen und auch Sturm sehr anfällig sind. Auch die schlechte Zersetzbarkeit des Humus sprechen gegen Monokultur, weshalb man Picea Abies heute vermehrt in Mischbestände mit Buchen, Bergahorn und Tanne kultiviert. Kalkstandorte, verdichtete Böden und Wasserstau verträgt die Fichte nicht, sondern liebt sandige bis lehmige Verwitterungsböden mit mittlerem Nährstoffangebot aber guter Durchlüftung. Fichten können ein hohes Alter erreichen; im Wirtschaftwald werden sie meist im Alter von 100 bis 120 Jahren genutzt.
Merkmale
Fichten bilden geradschattige, schlanke Stämme mit bräunlichroter Borke aus. Ein stabiles Senkerwurzelsystem ermöglicht ihnen, bis zu 2 m tief in den Boden einzudringen. Bei schlechter Bodendurchlüftung wurzelt die Fichte jedoch nur bis 30 cm tief, was den Baum windwurfgefährdet macht. Bäume, die nicht forstwirtschaftlich gepflegt werden, neigen zu astreichem Holz. Stammlängen von rund 30 m gelten als normal, aber es gibt auch Baumhöhen von bis zu 50m. Eine regelmäßige, kegelförmige Krone ist das Zeichen für Gesundheit. Je nach geografischer Lage variiert die Form.
Die mitunter vorkommende Bezeichnung Kammfichte, Plattenfichte oder Bürstenfichte orientiert sich für die gleiche Art am Aussehen der Zweige und Nadeln. Die spitzen, kantigen, häufig säbelförmig gekrümmtem Nadeln sind dunkelgrün und weisen beidseitig schwach weiße Linien, die sogenannten Spaltöffnungslinien, auf. Von April bis Mai blühen eingeschlechtliche und einhäusige Blüten. Ab Oktober/November reifen die abwärts geneigten, braunen, zylindrischen und ca. 10 – 16 cm langen Zapfen. Später im Jahr öffnen sich ihre Schuppen und die Samen fallen heraus, die eine wichtige Nahrungsgrundlage für eine ganze Reihe von Vögeln aber auch Kleinsäugern bieten.
Eigenschaften
Nach dem Einschnitt wird das Holz meist zu langem Rundholz geschnitten. Fichtenholz ist cremig-weiß. Kern- und Splintholz sind kaum voneinander zu unterscheiden. Ast-Stellen heben sich deutlich von dem hellen Hintergrund ab; die Holzfasern sind fein und gerade. Die Fichte stellt ein leichtes Holz, weich, harzreich und tragfest. Beim Trocknen kann es Schwierigkeiten bereiten, Qualitätseinbußen durch Schwund oder Verziehen sind recht häufig. Es ist jedoch gut zu bearbeiten :Beizen und Verleimbarkeit sind kein Problem. Falls das Holz lackiert werden muss, sollten eventuelle harzige Stellen vorbehandelt werden.
Verwendung
Holz mittlerer Qualität wird häufig für die Herstellung von Paletten, Verpackungen, für Balken und Latten im Dachbau, für Fenster, Täfelungen oder Fußböden verwendet und vor allem für die Papierindustrie. Da Fichtenholz nur bedingt witterungsbeständig ist, ist es für den Außenbereich ungeeignet. Bessere Ware kann man im Tischlereibereich verwenden. Sehr hochwertiges Holz aus nördlichen Anbaugebieten zeigt oft eine feinere Maserung oder Unregelmäßigkeiten, den sogenannten Wimmerwuchs. Dieses Holz ist für den Bau von Musikinstrumenten ausgesprochen begehrt.
Problematik
Fichtenholz gilt als nicht haltbar, weshalb es für die Anwendung im Außenbereich ungeeignet ist.
Zusammenfassung
Gewicht(pro m³): 470 kg
Haltbarkeit: Nicht haltbar
Biegbarkeit: Mäßig
Härte: Weich
Bearbeitbarkeit: Zufriedenstellend
Spaltbarkeit: Durchschnittlich
Verleimbarkeit: Gut
Zugfestigkeit: 80 N/mm²
Druckfestigkeit: 40 N/mm²
Biegefestigkeit: 68 N/mm²
Härte nach Brinell: 12 N/mm²
Schwindmaß: radial 3,6%, tangential: 7,8 %, axial: 0,3 %
Verwendung dieser Hinweise
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir das komplexe Thema Holz und Oberflächen mit unseren Hinweisen nur allgemein ansprechen können. Eine Haftung ist ausgeschlossen. Die Verwendung unserer Ratschläge liegt in Ihrer eigenen Verantwortung.
Für detailierte Informationen verweisen wir auf die Hinweise der jeweiligen Hersteller und Fachhandwerker.